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Die AHA + L-Regeln für die Psyche …

… auch als Hygienemaßnahmen gegen emotionale Infektionen (Emokokkeninfektionen)

Beitrag von Michael Bohne

Wir erleben zzt. eine Herausforderung und Krise, die die Welt so noch nie erlebt hat. Die mit dem Virus einhergehenden Gefahren sind teils erheblich, die Maßnahmen zur Eindämmung des Virus für viele Menschen nicht minder. Die meisten Länder irrlichten mit ihren Coronamaßnahmen umher und sind meist ziemlich einsilbig: Lockdown und Impfung sind die heiligen zwei Könige. Niemand von den Verantwortlichen und Experten spricht über die Stärkung unseres Immunsystems oder über Luftentkeimungsgeräte, die den Viren ziemlich gut an den Kragen gehen können. Tracken lassen wir uns natürlich von einer Corona-App nicht, da ist uns der Datenschutz heilig, es sei denn es geht um Amazon, Google, Apple und Co., die wissen natürlich fast alles über uns, aber das blenden wir lieber mal aus. Taiwan hat als einziges Land der Welt mit seinen Maßnahmen tatsächlich überzeugt. In Taiwan gab es die letzten 250 Tage nur eine Inlandsinfektion und insgesamt sind es nur 855 Menschen, die an Corona erkrankt sind, davon 755, die das Virus von außerhalb eingeschleppt haben und nur 100 Inlandsinfektionen, sieben Menschen sind an Corona verstorben. Es gab nie einen Lockdown, die Wirtschaft brummt, die Restaurants und Theater hatten immer geöffnet und im Oktober fand der CSD (Christopher Street Day) mit 130.000 Teilnehmern in Taipei statt.

Das psychische Leid bleibt hier bei uns vielerorts ungesehen und Empfehlungen zur emotionalen Hilfe sind rar, obwohl Depressionen deutlich zunehmen und Menschen mit Suchterkrankungen aufgrund der Isolation häufiger Rückfälle haben.

Wir wissen ja mittlerweile ganz gut wie die AHA Regeln gegen das Virus funktionieren, allerdings haben wir noch keine AHA Regeln für die Psyche. Somit habe ich die hier mal nachgelegt. Das ist natürlich nur eine Variation, es gäbe noch viele andere hilfreiche Maßnahmen.

Die Komplexität dessen, was wir gerade erleben, führt zu Unsicherheit, Angst und Stress. Unsere drei Kernbedürfnisse nach Autonomie, Überblick/Orientierung und Beziehung sind alle drei massiv verletzt. Viele Menschen versuchen diese Komplexität dadurch zu reduzieren, dass sie hinter all diesem Chaos einen großen Plan sehen. Wenn man Komplexität reduziert, ist das für unser Gehirn immer eine Form von Stressreduktion. Deshalb sind solche Erklärungsnarrative so beliebt und so entlastend. Auch unreflektierte Anpassung an alle geforderten und noch so widersinnigen Maßnahmen kann Komplexität reduzieren. Leider führen diese Formen der Komplexitätsreduktion aber oft zu einer Starrheit im Denken, Fühlen und Handeln. Was wir zzt. mehr brauchen denn je, ist eine große Ambiguitäts- also Mehrdeutigkeitstoleranz. Gemeint damit ist die Fähigkeit, mehrdeutige Situationen und widersprüchliche Handlungsweisen zu ertragen und Widersprüchlichkeiten auszuhalten. Und das Thema Corona ist da ein extrem gutes Trainingslager. Je nachdem auf welche Aspekte man schaut, muss man ja im Grunde zu anderen Ergebnissen kommen. Immer dann, wenn man nur noch zu einer Weltsicht in der Lage ist, wird das Denken starr und ungerecht. Verschiedene Perspektiven einzunehmen bzw. sich um verschiedene Positionen und Erklärungen zu bemühen, kann also helfen, sich vor Emokokken, wie Angst, Wut, Ärger oder vor Empörokokken zu schützen. Emotionale Selbsthilfe (Hilf dir selbst!) durch Sport, Bewegung, Klopfen, darauf schauen, was gut funktioniert, Achtsamkeitsübungen, Meditation kann so gut helfen, da wir uns wieder als Handelnde erleben können. Und die Kunst des Reframens (the Art of Reframing) zu trainieren stärkt unsere Resilienz. Gemeint ist damit, aus anderen Blickwinkeln auf etwas zu schauen und somit Dinge und Möglichkeiten zu entdecken, die einem zunächst verborgen waren. Dies hält unseren Geist frisch und kann Ressourcen aktivieren. Und am allerwichtigsten ist es, gerade wenn die Krisen und die Herausforderungen besonders groß sind, sich immer wieder klar zu machen: „Man kann Zuversicht, Leichtigkeit und Humor gar nicht ernst genug nehmen.“ Kommen Sie gut durch diese verrückten Zeiten.


Dr. med. Michael Bohne, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie

3 Antworten auf „Die AHA + L-Regeln für die Psyche …“

Besonders gefällt mir der Hinweis von Juli Zeh, neben den AHA Regeln auch diese SOS Regeln zu beachten :
S – sensibel im Umgang mit fremden Ängste
O – Offenheit für abweichende Positionen
S – Sorgfalt beim Formulieren der eigenen Ansichten
Ich bin mir sicher, dies hilft uns beim „Zusammen durchstehen“

So ist es, einfach Diskurs pflegen und den Kopf oben behalten, viele dieser Regeln AHA und SOS sind Common Sense, die meisten Menschen beherrschen das komplett und tauschen sich mit Partnern und Familie und guten Freunden aus. Mich nervt total der Medien Hype, der ja Menschen eher verunsichert, als ihnen Orientierung anzubieten! Und die Dauerschelte Politik, ob in den Zeitungen oder Talk Shows wie Anne Will: Wer übernimmt denn die Verantwortung? All die Dauerredner und Besserwisser? Mit Sicherheit nicht!

Ich komme aus dem Grinsen 🤩 gar nicht mehr raus
Danke🙏🏼 für diesen wunderbaren Impuls.
Es lebe die Vielfalt, Zuversicht und Freude.

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